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Die Dorfkirche Buckow in den dreißiger Jahren.
Beim Wiederaufbau nach dem Zweiten
Weltkrieg entfielen die Eingangsvorbauten


Die Buckower Dorfkirche

Die Dorfkirche in Alt-Buckow ist zweifellos das bedeutendste Baudenkmal des Ortsteils. Bei ihrem Bau in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts machten die Siedler aus zweifacher Not eine Tugend: Einerseits bot der märkische Untergrund keinen geeigneten Baustein. Andererseits störten die Feldsteine und Granitfindlinge auf ihren Feldern, eine Hinterlassenschaft der letzten Eiszeit, den Ackerbau. So nutzten sie den reichlich verfügbaren, kostenlosen Stein zum Bau der heute zweitältesten Kirche Berlins.


Der schlichten rechteckigen Halle ist der große Westturm mit dem ältesten Portal vorgelagert. Rein äußerlich macht die Buckower Kirche den Eindruck der Wehrhaftigkeit Doch fällt ihre Errichtung in eine bereits befriedete Phase, zumal die beschwerliche Aufgabe des Baus wohl nur gemeinsam und schwerlich unter Kriegsbedingungen erfolgt sein konnte. Immerhin bestand die Möglichkeit, die Kirche von innen durch den noch erkennbaren Wehrbalken zu schließen.

Turm und Halle werden von hochragenden Satteldächern abgeschlossen, die rechteckig zueinander stehen. Anfänglich hatte auch das Kirchenschiff eine romanische Holzbalkendecke, wie sie noch heute im Turmraum erlebbar ist.




Die Innenansicht der Buckower Dorfkirche
vor dem behutsamen Rückbau nach
dem Zweiten Weltkrieg




Das Spitzbogenportal auf der Südseite
der Buckower Dorfkirche


Die schlitzartigen, unverglasten Fensteröffnungen und die Offenheit des Raumes passten zur Strenge des mittelalterlichen Bauwerks. Das uns heute so selbstverständliche Kirchengestühl fehlte anfänglich. Die Menschen mussten während des Gottesdienstes auf dem Boden knien.

Umgestaltung während der Gotik
Im 15. und 16. Jahrhundert änderte sich das Erscheinungsbild der Dorfkirche grundlegend. Der bisherige Haupteingang durch den Turm wurde gesperrt. Dem herrschenden Stil der Gotik zollte man durch Einziehen eines bemalten Rippengewölbes über Säulenpfeilern Tribut. Die Südseite des Kirchenschiffes wurde durch ein Spitzbogenportal aus Backstein und eine Priesterpforte geöffnet. Parallel verbreitert man die Fenster und verlegte den Altar und die Kanzel an die Nordwand. So wurde die klassische Ost-West-Orientierung aufgegeben. Dankbar dürfte die Gemeinde das nunmehr aufgestellte Kirchengestühl aufgenommen haben. Nach einem Erlass des Königs Friedrich Wilhelm I, volkstümlich Soldatenkönig genannt, von 1719 baute die Gemeinde pflichtschuldig eine Kirchhofmauer aus Feldsteinen um die Dorfkirche.


Zerstörung 1943 und Wiederaufbau nach dem
Zweiten Weltkrieg

Der Zweite Weltkrieg hatte für das mittelalterliche Bauwerk schreckliche Folgen. Am Abend des 2. Septembers 1943 riss eine Luftmine das Kirchendach herunter. Im Zuge der Rekonstruktion nach dem Krieg wurden einige der wesensfremden Um- und Anbauten der vergangenen Jahrhunderte beseitigt. So nimmt der Altar seit der Weihe wieder den ursprünglichen Platz an der Ostwand ein. Seit 1964 ziert eine spätgotische Madonna aus dem 15. Jahrhundert das Kirchenschiff neben dem Spitzbogenportal. Die knieende Jungfrau mit einem Gebetsbuch in der Hand stammt aus der kriegszerstörten Kirche des ehemaligen Franziskanerklosters in Berlin-Mitte. Den gleichen Ursprung hat die historisch wie künstlerisch herausragende hölzerne Totentafel für den 1412 am Kremmener Damm gefallenen Grafen Johann von Hohenlohe. Schon 1908 und auch 1950 wurden bei Renovierungsarbeiten Im Kirchenschiff mittelalterliche Fresken entdeckt. 1964 stellte man schließlich den historischen westlichen Haupteingang in die Kirche durch den Turm, einschließlich der Verbindung zwischen Turmraum und Schiff, wieder her. Heute präsentiert sich die Buckower Dorfkirche wieder als ein bedeutendes Zeugnis mittelalterlicher sakraler Baukunst.




Der alte Taufstein der Dorfkirche
(heute im Heimatmuseum)


Die älteste Glocke Berlins
Zwei der vier Glocken im Turm stammen aus der Erbauungszeit. Die kleine, schlanke Glocke aus dem Jahr 1250 kann heute nur per Hand geläutet werden. Sie gilt als älteste ihrer Art in Berlin. Die sogenannte große Glocke ist mit dem Datum 6. Mai 1322 versehen. Die beiden übrigen Glocken ersetzen Kriegsverluste des 20. Jahrhunderts und stammen von 1954 und 1979.

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