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Ortsgeschichte Alt-Buckow

Das heutige Buckow entstand im 13. Jahrhundert als Angerdorf. Möglicherweise siedelten um den heutigen Dorfteich zuvor schon die Wenden. Sie wurden von den askanischen Markgrafen nach jahrzehntelangen Kämpfen aus dem märkischen Raum über die Oder vertrieben. Andere ließen sich bekehren, lebten zunächst neben den deutschen Kolonisten, um später unter denselben aufzugehen. Das wehrhafte Äußere der ab 1230 in Buckow entstehenden Dorfkirche täuscht: Ihr Bau fiel bereits in eine befriedete Zeit.





Über Jahrhunderte war Buckow ein bescheidenes
Dorf: Im Bild der alte Bauernhof Alt-Buckow 32
neben der Kirche




Der wirtschaftliche Aufschwung nach Abschluss der
Separation erlaubte den Buckower Bauern die Errichtung
repräsentativer Wohnhäuser: Im Bild Alt-Buckow 13


Keimzellen des Dorfes waren neben seiner Kirche und dem Dorfteich das Rittergut, welches den heutigen Grundstücken Alt-Buckow 26-32 zuzuordnen ist, sowie der Schulzenhof Alt-Buckow 33-37. Die erste schriftliche Nachricht, die Geburtsurkunde von Buckow, ist ein Lehnsbrief von 1373 über eine Wiese zwischen Buckow und Rudow, den der Brandenburger Markgraf Otto der Faule dem Ritter Beteke Dyreke von Rudow ausgestellt hat. Die nächste urkundliche Erwähnung erfolgte 1375 im Lehnbuch des Kaisers Karl IV. Der Ortsname Buckow soll sich aus dem Slawischen ableiten. "Buk" bedeutet Buche, "ow" steht für eine Aue.


Das Mittelalter war im Märkischen eine unruhige Zeit. Neben Kriegen, Seuchen und Unruhen wechselten die Dörfer einschließlich ihrer Bevölkerung regelmäßig ihren Besitzer, im 16. Jahrhundert sicherte sich die angesehene Berliner Familie Lindholz das Mannlehen über den Ort, um es über Jahrhunderte zu behalten. Der Dreißigjährige Krieg bedeutete auch für Buckow ungeheuerliche Belastungen, von denen es sich nur über Generationen erholen konnte.




Das Buschfeld mit Blick zur Jungfernmühle: Noch
in den fünfziger Jahren hatte die großstädtische
Besiedlungsgrenze Buckow nicht erreicht


Erst die 1836 abgeschlossene Separation brachte mit einer Neuordnung der Besitzverhältnisse und moderneren Bewirtschaftungsmethoden im Ackerbau einen echten Entwicklungsschub. Die 1856 in Kraft getretene Landgemeindeverfassung ermöglichte den preußischen Dörfern die Bildung einer Gemeindevertretung, dem Buckow sehr schnell nachkam. Nicht zuletzt dank seiner relativ fruchtbaren Böden wandelte es sich zu einer mittel- bis großbäuerlichen Gemeinde. Die Einwohnerzahl stieg an. Die zuvor üblichen Dreiseithöfe waren um den Dorfanger herum offen. Der neue Wohlstand erlaubte es den Bauern, ihre bisherigen, seitlich stehenden Wohngebäude durch repräsentative Bauten in der Straßenfront zu ersetzen.




Blick auf Alt-Buckow um 1900;
rechts ist die Dorfaue zu erkennen


Mit dem Ausbau des Buckower Damms von Berlin Richtung Dresden verstärkte sich die Verknüpfung Buckows mit Berlin. Die Landwirtschaft wurde intensiver: an Stelle der Weidewirtschaft gingen die Bauern zur Stallviehhaltung über und produzierten auf ihren Nutzflächen Gemüse zur Versorgung der Hauptstadt. Noch immer war der Ort ausschließlich landwirtschaftlich geprägt. 1892 wich die Jungfernmühle den sich ausbreitenden Mietskasernen auf den Rixdorfer Rollbergen, um weit vor der eigentlichen Großstadt, nämlich in Buckow, neu aufgebaut zu werden.


Die 1896 errichtete Schule drückte bereits das gewachsene Selbstbewusstsein der Einwohnerschaft aus. Und die großstädtische Agglomeration "rückte" immer näher. Im Jahr 1900 erhielt Buckow einen Bahnanschluss, 1913 eine Straßenbahnverbindung nach Neukölln. Der Neubau des Krankenhauses Rixdorf in der Gemarkung 1909 war zwar noch dem Gedanken der gesunden Landluft verpflichtet. Doch am 1. Oktober 1920 wurde Buckow zu Berlin eingemeindet und damit Teil einer Vier-Millionen-Agglomeration. Gemeinsam mit Britz, Rudow und dem vormaligen Rixdorf entstand der XIV. Verwaltungsbezirk Neukölln.






Lebendiges Buckow: Seit 1998 wird im Juni
das Dorfangerfest veranstaltet


Zwischen den Weltkriegen schwand das ausschließlich ländliche Bild von Buckow. Neugebaute Häuser im Ort trugen nunmehr städtischen Charakter, in der ausgedehnten Feldmark entstanden Laubenkolonien und Eigenheime. Die eigentliche, großstädtische Siedlungsgrenze aber blieb weiterhin fern.

Der Zweite Weltkrieg sorgte auch in Buckow für Zerstörungen. Eine Luftmine hinterließ 1943 im Umfeld des Dorfteiches schwere Schäden. Ihr fiel auch das Dach der Dorfkirche zum Opfer. Mit der Teilung Berlins nach dem Zweiten Weltkrieg stieg im westlichen Berlin der Druck auf bebaubare Flächen.


Schon Anfang der fünfziger Jahre äußerten private und öffentliche Bauträger ihr Interesse an Teilen der Buckower Feldmark. Doch der Senat hatte Größeres vor und verhinderte die Zersplitterung des Areals. 1958 begann die Planung der ersten Großsiedlung Berlins nach 1945, die zunächst "Berlin-Buckow-Rudow" (BBR) genannt wurde. Bis in die zweite Hälfte der siebziger Jahre entstanden hier Wohnungen für 50.000 Menschen. Manch' Buckower machte es den Wilmersdorfer Bauern nach und versilberte seine Ackerflächen als Bauland. Andere erstellten selbst Wohnhochhäuser auf ihrem Boden, da, wo noch vor wenigen Jahren Rüben und Gemüse wuchsen. Im Jahr 1972 erfolgte die Benennung der BBR nach Walter Gropius.

Auch jene Teile von Buckow, die außerhalb der eigentlichen Gropiusstadt lagen wurden in historisch kurzer Zeit mit Eigenheimen und Wohnblöcken bebaut. Heute liegen die eingeschossigen Bauernhäuser rings um den alten Dorfanger beinahe verloren zwischen den zahlreichen Siedlungen mit vielgeschossigen Häusern. Doch die alt eingesessenen Bewohner haben ihre Identität behalten: Nicht nur aus der Gropiusstadt strömen die Besucher zum Strohballenfest des Bauern Werner Mette, vergnügen sich auf dem Adventsmarkt oder dem Dorfangerfest. Die Gewerbetreibenden sammeln sich in der Gemeinschaft "Das sympathische Buckow" und rühren für ihren alten Ort die Werbetrommeln.


Die rege Kirchengemeinde von Alt-Buckow um Siegfried Herrmann, Prof. Bodo Manegold und Pfarrer Helmut Michel vom Gemeindekirchenrat erreichen mit Konzerten, Veranstaltungen und Gottesdiensten weit mehr als ihre 6.500 Mitglieder.

Vielleicht sind es ja gerade die Kontraste, welche den besonderen Reiz von Buckow ausmachen: Hier die pulsierende Großstadt in den Gropius Passagen, dort der idyllische Dorfanger mit Kirche und Teich. Schließlich geht an der südlichen Gemarkungsgrenze die Buckower Feldmark nahtlos in die Mark Brandenburg über ...

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Zwischen 1962 und 1978 entstand als
Großsiedlung die Gropiusstadt