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16 Stolpersteine in Neukölln geschändet

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Mehr als 200 Stolpersteine sind in den letzten fünfzehn Jahren durch bürgerschaftliches Engagement in Neukölln verlegt worden. Das partizipative Erinnerungsprojekt, das von dem Kölner Künstler Günther Demnig initiiert wurde, macht täglich im Straßenbild von Neukölln auf die persönlichen Schicksale von überwiegend jüdischen Opfern des Nationalsozialismus aufmerksam. Jeder einzelne Stein symbolisiert die Leerstelle, die entstand, weil ein Mensch von den Nationalsozialist*innen gewaltsam aus seiner Nachbarschaft gerissen wurde.

Gestern wurde bekannt, dass in der Nacht vom 5. bis 6. November insgesamt zwölf dieser Steine gewaltsam entfernt wurden. Es handelt sich um Stolpersteine, die zwischen 2008 und 2017 verlegt wurden. In der Hufeisensiedlung sind die sieben Stolpersteine für Stanislaw Kubitzki, Hans-Georg Vötter, Wienand Kaasch, Rudolf Peter, Getrud Seele, Heinrich Uetzfeld und Georg Obst betroffen. Fünf weitere Stolpersteine – für Paul Wilhelm Fürst in der Bruno-Bauer-Straße, für Else und Johanna Grand in der Rungiusstraße sowie für Arthur und Lucie Tana Hecht in der Steinbockstraße – sind ebenfalls entwendet worden. In der Buschkrugallee wurden die Steine für Benno, Hedwig, Erwin und Siegfried Wittenberg gelockert, sind aber noch an Ort und Stelle.

Herr Bezirksstadtrat Rämer äußert sich zutiefst bestürzt: „Ich bin erschüttert über die gewaltsame Entwendung und Beschädigung der Stolpersteine. Wir werden alles daransetzen, diese umgehend zu erneuern. Ich rufe alle Bürgerinnen und Bürger auf, hierfür zu spenden. Selbstverständlich werden der Bezirk und auch ich ihren Beitrag hierzu leisten. Ich verurteile die Schändung der in Gedenken an die schon einmal zum Opfer gewordenen Menschen verlegten Stolpersteine auf das Schärfste.“

Viele Bürger*innen des Bezirks haben sich mit Informationen und Hinweisen an das Bezirksamt, das Landeskriminalamt und die Stolpersteinstelle am Museum Neukölln gewandt. Sprachloses Entsetzen war die vorherrschende Reaktion. Solche Taten, die das Gedenken an Menschen verunglimpfen, die unter dem Terror des Nationalsozialismus gelitten haben, zeugen von unmenschlicher Respektlosigkeit und blankem Hass. Das Bezirksamt Neukölln wertet diese kriminellen Delikte als ein Angriff auf die Staatsraison der Bundesrepublik Deutschland, die das Gedenken an die Opfer der Gewaltherrschaft der Nazis zu einem der höchsten Ziele erklärt hat.

Insbesondere teilt der Bezirk die tiefe Betroffenheit vieler Anwohner*innen und der Angehörigen und setzt sich dafür ein, dass die gewaltsam entwendeten Stolpersteine so schnell wie möglich ersetzt werden. Hierzu werden die Bürger*innen des Bezirks aufgerufen, für die Neuverlegung der Stolpersteine zu spenden. Spendenkonto: Bezirksamt Neukölln, Berliner Sparkasse, lBAN DE101005 0000 1410 0038 05, Verwendungszweck: Stolpersteine.

BA Neukölln, 7.11.2017