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Neue Stolpersteine für Neukölln

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Am Donnerstag, den 19. September 2013, verlegt der Künstler Gunter Demnig insgesamt 15 neue Stolpersteine an vier verschiedenen Stellen in Neukölln An der Buschkrugallee 21–23 werden ab 15:55 Uhr vier Steine für die jüdische Familie Wittenberg verlegt. Gleich neben ihrer Wohnung befand sich das Geschäft und das Lager der Baumaterialienhandlung Benno Wittenbergs, bevor es 1938 durch die Nationalsozialisten „arisiert“ wurde. Benno Wittenberg und seine Frau Hedwig flohen daraufhin nach Prag und wurden 1941 zunächst nach Theresienstadt, im Jahr darauf ins Ghetto Piaski deportiert, wo sich ihre Spuren verlieren. Ihren Söhnen Erwin und Siegfried, beide zuvor im Geschäft der Eltern tätig, gelang die Flucht jeweils von Prag nach England bzw. Palästina, wo sie überleben konnten.

Vor dem Haus Böhmische Straße 28 a verlegt Gunter Demnig anschließend gegen 16:20 Uhr fünf Stolpersteine für die Familie Linke. Emil Linke und seine Frau Else organisierten 1931 einen Mieterstreik gegen die Eröffnung eines SA-Lokals in der Richardstraße. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten musste das kommunistische Ehepaar 1935 mit seinen drei Kindern fliehen und gelangte über Prag nach Moskau. Dort wurde Emil Linke während der Zeit des „Großen Terrors“ 1938 erschossen. Else Linke und ihre Kinder wurden 1941 mit Beginn des deutschsowjetischen Krieges in Südkasachstan interniert, wo ihre Tochter Johanna 1945 an Typhus und ihr Sohn Martin 1947 bei einem Arbeitsunfall starben. Else Linke und ihr verbliebener Sohn Wolfgang kehrten im gleichen Jahr nach Berlin zurück. Die Verlegung wird von einem Urenkel Emil Linkes musikalisch begleitet.

In der Donaustraße 18 werden ab 16:45 Uhr vier weitere Stolpersteine für die jüdische Familie Mendelsohn verlegt. Dank der Initiative der Anwohnerin Frau Dorothee Ruddat und dem Quartiersmanagement Donaustraße erhalten neben des im Alter von elf Jahren deportierten und ermordeten Sohnes Manfred Mendelssohn nun auch seine Eltern und Großeltern einen Stolperstein. Adolf und Erna Mendelsohn, geborene Schwersenz, und Adolf und Martha Schwersenz waren am 14. November 1941 von den Nationalsozialisten nach Minsk deportiert und dort ermordet worden.

Abschließend werden gegen 17:05 Uhr vor dem Haus Hobrechtstraße 22 zwei Stolpersteine für Gustav und Frieda Jacobsohn gelegt. Das jüdische Ehepaar nahm sich am 23. Oktober 1942 das Leben.

„Stolpersteine“ sind Erinnerungssteine für die ehemaligen jüdischen Nachbarn, für Akteure des politischen Widerstands und andere Verfolgte und Ermordete des Naziregimes. Einen Stolperstein kann jeder stiften. 120 Euro ermöglichen die Herstellung und Verlegung eines Stolpersteins. Inzwischen sind im gesamten Stadtgebiet über 5000 Stolpersteine zu finden, davon 146
in Neukölln. Bundesweit sind es bereits über 35 000 und seit einigen Jahren verlegt Gunter Demnig auch europaweit. In jedem Berliner Bezirk haben sich Menschen in über 30 ehrenamtlichen Initiativen zusammengefunden, um auf diese Weise an Angehörige, ehemalige Nachbarn oder auch persönlich nicht bekannte Opfer zu erinnern, sich mit ihren Biografien zu beschäftigen und mit den Schicksalen auseinanderzusetzen. Für den Bezirk Neukölln ist das Museum Neukölln Ansprechpartner, es begleitet die Recherchen und koordiniert die Verlegeorte und Termine.

Kontakt: , Tel. 030-627277722
Museum Neukölln, Alt Britz 81, 12359 Berlin
Öffnungszeiten: Di–So 10.00–18.00 Uhr