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Der Aushub einer Baugrube in
Alt-Buckow 52 brachte im März 1962
mittelalterliche Scherben zu Tage


Vor- und Frühgeschichte

Im Unterschied zu den anderen Ortsteilen von Neukölln sind die archäologischen Funde in Buckow eher unspektakulär. Die frühesten Hinweise stammen aus der jüngeren Bronzezeit. Der Mensch suchte damals für seine Siedlungen die Nähe des Wassers. Buckow aber liegt wie weite Teile des südlichen Berlins auch, auf der Hochfläche des Teltowplateaus. Neben bescheidenen Rinnsalen gab es hier nur Überreste von Toteis in Gestalt von Pfuhlen. Der heutige Dorfteich von Buckow ist ein solches Wasserreservoir und wohl die Grundlage für die Entstehung des Ortes. Der sogenannte Eichenpfuhl hat hingegen keinen eiszeitlichen Ursprung. Die heute trockene Senke entstand nach 1800 als Lehmgrube.


Eine bronzezeitliche Siedlung im Osten von Buckow

Es gibt für den Bodendenkmalpfleger also spannendere Gebiete als Buckow. Anders als in Rixdorf oder Britz fanden hier kaum zielgerichtete Grabungen statt. Die Funde waren vielfach den aufmerksamen Blicken des Bodendenkmalpflegers Wolfgang Gehrke oder des Buckower Lehrers H. Schröder in die Baugruben zu verdanken. In manchen Fällen waren es die Bauherren oder Bauarbeiter selbst, denen im Aushub eigenartige Scherben ins Auge fielen.

Die ältesten Funde stammen nicht aus dem heutigen Dorfkern um Alt-Buckow. Aus einer Reihe von Hinweisen entlang der Rudower Straße ist für den Archäologen die Existenz einer bronze- bis eisenzeitlichen Siedlung mit zugehörigem Gräberfeld im Nordosten des Ortsteils Buckow erkennbar. Ihre Entstehung könnte in die Zeit vor 3200 Jahren datiert werden. Seinerzeit gab es sehr lockere Hofstrukturen. Die Häuser standen mitunter kilometerweit auseinander. Dennoch kommunizierten die Menschen untereinander und halfen sich gegenseitig zu überleben.

Das Siedlungsgebiet befand sich auch hier in Gewässernähe. Dagegen entstand das zugehörige Gräberfeld in erhöhter Position. Die Gräberfelder hatten für unsere Vorfahren eine wesentlich wichtigere Funktion als der Friedhof in der Gegenwart. sie dienten als Kult und Versammlungsstätte und wurden häufig aufgesucht. Die Gemeinschah brachte hier ihren Göttern Opfer dar. 1959 entdeckte der Archäo-loge Gehrke anläßlich einer Rohrverlegung vor den Grundstücken Rudower Straße 101-103 ein kleines Tongefäß aus der jüngeren Bronzezeit. Es weist durch Beifügung von Leichenbrand auf eine Brandbestattung hin. Aus der vorrömischen Eisenzeit stammt eine gleichfalls in Buckow-Ost gefundene Urne mit Deckelschale. Sie enthielt nahen Leichenbrand auch ein Spinnwirtel, Eisenspuren sowie ne Perle. Weitere Siedlungs-und Gräberfunde deuten auf eine sehr lange Existenz dieser Siedlung hin.

Im Jahr 1959 entdeckte Gehrke unweit des Krankenhauses Neukölln hartgebrannte, aber unverzierte Scherben sowie einen schwarzen Gefäßboden. Sie stammen aus der römischen Kaiserzeit (1-400 n. Ehr.). Die Scherben könnten einen Hinweis auf eine germanische Siedlung geben. Für Fachleute ist der Einzelfund aber kein tatsächlicher Beweis. Ebenso könnten die Scherben in den vergangenen Jahrhunderten verlagert worden sein.


Welche Geheimnisse birgt der Dorfkern von Buckow?

Die Konzentration der archäologischen Fundstellen im Osten von Buckow ist vor allem ein Hinweis auf die rege Bautätigkeit im Zuge der Entstehung der Gropiusstadt bzw. der Einfamilienhaussiedlungen. Hingegen ist die Bebauung im Ortskern um Alt-Buckow wesentlich älter. Vielleicht gab es auch hier Funde, denen die damaligen Bauherren aber keine Bedeutung beimaßen. Obwohl der Ort im 13. Jahrhundert vermutlich an Stelle einer slawischen Siedlung entstand, sind heute in Alt-Buckow lediglich zwei mittelalterliche deutsche Funde zu vermelden. Zum einen handelt es sich um graue und graublaue Scherben, die Gehrke 1962 während einer Baumaßnahme auf den Grundstücken Alt-Buckow 52 und 58 entdeckte. Durch Bodeneinbruch trat 1974 am Restaurant Linden-Garten ein mittelalterlicher Feldsteinbrunnen zu Tage.



Versuch der Rekonstruktion eines großen Topfes
und einer glattwandigen Schale aus der vorrömischen
Eisenzeit nach einem Scherbenfund in Buckow-Ost


Die Bodendenkmalpflege

Sicher ist, dass unter manchen Häusern von Buckow noch interessante Hinweise schlummern, die auf das Leben unserer Vorfahren zwischen der Bronzezeit und dem Mittelalter hinweisen. So sind auch wir als scheinbar Unbeteiligte aufgerufen, bei Bauarbeiten unsere Augen offen zu halten. Und: Die Scherben im Boden sind für den Laien kaum von Wert. Ein spektakulärer Goldfund oder das Bernsteinzimmer sind in Buckow nicht zu erwarten. Dem Fachmann aber können die Hinweise helfen, Licht in das Dunkel unseres Ortsteils zu bringen. Es sei darauf verwiesen, dass alle Bodenfunde Eigentum des Landes sind.

Der Ortskern von Alt-Buckow ist innerhalb der alten Dorfflur archäologisches Verdachtsgebiet. Die alten Feldfluren bilden die äußere Begrenzung des Bodendenkmals. Das bedeutet, dass die Archäologen bei Bauarbeiten stichprobenartig anwesend sein müssen. Nur wenn sich der Verdacht bestätigt, z.B. der Bauherr beim Aushub auf alte Fundamente stoßen sollte, wird tatsächlich planmäßig gegraben. An Stellen, wo die Verdachtsfläche entsprechend hoch bewertet wird, erfolgt schon vor Baubeginn eine Sondage durch die Bodendenkmalpflege.

Die Kosten der Aufwendungen der Bodendenkmalpflege trägt im Rahmen des Zumutbaren der Bauherr. Erwähnt sei, dass die Kosten steuerlich abgesetzt werden können. Wenn sich das Kostenverhältnis bei kleinen Bauvorhaben und aufwendigen Grabungen sehr zu Lasten des Bauherren verschiebt, dann sind nach Einzelfallprüfung Zuschüsse des Landes Berlin möglich. Manchmal werden die Grabungen in solchen Fällen auch von Archäologen des Landes selbst und damit auf Kosten des Landes vorgenommen.




Kleines Tongefäß aus der jüngeren Bronzezeit

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