Neukölln-Online
Märchenbrunnen im Schulenburg-Park

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Den von der Schulenburgpark finden Sie hier
Chronik:
1915wurde von dem Bildhauer Ernst Moritz Geyger ein Brunnen mit Bronzefiguren geschaffen unter dem Titel "Symbol des Waldesdomes"
2. WeltkriegZur Kanonenherstellung sollen die Bronzefiguren eingeschmolzen worden sein, sowie auch der Brunnen selbst weitgehend zerstört wurde
50er Jahreist eine Wiederherstellung des Brunnens erfolgt mit dem Thema "Märchenbrunnen"
April 1978haben Jugendliche fast alle Brunnenfiguren zerstört, und der Brunnen ging außer Betrieb

1980

hat die Bildhauerin Szelinski-Singer neue "moderne" Märchenfiguren gefertigt und den Brunnen restauriert
1987Kostenschätzung zur Instandsetzung des wieder zerstörten Brunnens
1.4.1987Für die Gesamtinstandsetzung hat das Hochbauamt Kosten in Höhe von ca. 450.000,- DM ermittelt
23.7.1987wurde die Gartendenkmalpflege vom damaligen Baustadtrat Neuköllns, Branoner, gebeten, sich an den Kosten für die Instandsetzung des Brunnens in Höhe von 500.000,- DM zu beteiligen
3.9.1987antwortete Herr von Krosigk, dass die Mittel bereits bis 1991 festgelegt sind und eine finanzielle Hilfe daher nicht möglich ist
26.6.1990Kostenschätzung des Hochbauamtes für die Wasserbeckenrestaurierung des Schulenburgparks in Höhe von 450.000,- DM
21.11.1990Kostenschätzung für die Restaurierung des "Märchenbrunnens" durch das Steinforum Berlin in Höhe von 450.000,- DM
6.3.1992Mitteilung von der Gartendenkmalpflege, dass die Architekten Christina und Knud Petersen ein gartendenkmalpflegerisches Gutachten fertigen
1.5.1992Sicherung des "Märchenbrunnens" durch einen Bauzaun
2.11.1992Kostenschätzung der "Staatlichen Fachschule für Steinmetze und Bildhauer" in Horice v. Podkrkonasi - CSFR für die Statische Reparatur und Natursteinrestaurierung des "Märchenbrunnens" in Höhe von 765.800,- Kronen
Als am Morgen des 16. August 1935 die Einweihungsfeier des Märchenbrunnens von Ernst Moritz Geyger unter der Mitwirkung vieler in Märchenkostümen verkleideter Schüler stattfand, erhielt der bereits 1918 in Gipsmodellen (M.1:1) fertiggestellte Brunnen nach fast zwanzig Jahren einen würdigen Standort. Vermutlich noch 1918 ist das Modell in Muschelkalk ausgeführt worden. Die schwierige Wahl des Standortes sowie politische und finanzielle Gründe verhinderten die Aufstellung des Brunnens kurz nach seiner Fertigstellung.
  Geyger, der in Florenz lebte, hatte den Auftrag aus seiner Heimatstadt Neukölln kurz vor Ausbruch des 1. Weltkrieges erhalten. Die Stadt Rixdorf, die seit 1912 den Namen Neukölln trug, wollte seinem zu internationalen Ruhm gelangten Sohn der Stadt, Ernst Moritz Geyger, mit dem Brunnen ein Denkmal setzen. 1915 begann Geyer mit den Entwürfen, im Juni 1918 war das Modell in Gips fertiggestellt. Als Ende November 1918 Spartakisten im Rathaus Neukölln regierten und gar eine "Republik Neukölln" proklamierten, war an eine Aufstellung des Brunnens nicht mehr zu denken. Zu den politischen Umwälzungen kamen unmittelbare Kriegsfolgen. Not und Elend in der Bevölkerung, Arbeitslosigkeit, Weltwirtschaftskrise und Inflation verhinderten die Errichtung des Brunnens immer wieder, zumal noch nicht einmal ein möglicher Standort ausgesucht worden war. Als mutmaßliche Standorte kamen der Platz vor dem neu errichteten Rathaus und der Hertzbergplatz in Frage. Da keine Einigung über den Standort erzielt werden konnte, kam das Modell wie auch die in Muschelkalk ausgeführten Formteile des Brunnens zunächst in ein Straßenreinigungsdepot.
  Erst 15 Jahre nach seiner Fertigstellung rückte dann der Brunnen wieder in das öffentliche Interesse. 1934 entschloss sich die Stadtverwaltung, Geygers Brunnen im Schulenburgpark aufzustellen. Im Frühjahr 1935 fanden daher umfangreiche Baumaßnahmen im Schulenburgpark statt. Erst jetzt wurde das große Wasserbecken angelegt. In der Lünette fand der Brunnen seinen Platz.
  Geygers Bezeichnung für den Brunnen "Deutscher Wald" wurde nicht zuletzt aufgrund der Einweihungsfeier am 11. August 1935 im Volksmund durch "Märchen-Brunnen" ersetzt. Zur Feier kamen Schulkinder in Märchenkostümen.
  Dass bei der Einweihungsfeier der Schöpfer des Brunnens, Ernst Moritz Geyger fehlte, überspielten die zahlreich anwesenden Ortschargen der NSDAP. Die Inszenierung der Feier in Form einer Märchenkulisse tat ihr übriges. ( Die Einweihungsfeier diente zur Selbstdarstellung der Nationalsozialisten. Bezeichnend war, dass die Kinder in die Dienste der Politik eingespannt wurden. Die Kinder und die Kunst wurden für die Propaganda und die Ideologie missbraucht).
  Während des Krieges sind die Bronzefiguren, die Putten in den Säulenschäften sowie der Hirsch, das Reh und das Kitz, eingeschmolzen worden. Nach dem Krieg erfolgte Anfang der 50er Jahre eine Umgestaltung durch A. Lohrer. In den 60er Jahren verwahrloste der Park, und der Brunnen wurde durch Vandalismus beschädigt. Erst 1970 konnte der Brunnen restauriert werden. Die ursprüngliche Gestaltung des Wasserbildes ist bei der Wiederherstellung nicht berücksichtigt worden. Die Bronzefiguren, Hirsch, Reh und Kitz, wurden durch Kalksteinplastiken von Frau Szelinsky-Singer ersetzt. Auf die Aufstellung der Putten wurde verzichtet. Im Jahre 1979 musste das Wasserbecken im Park erneuert werden. Dabei wurde ein neuer Querschnitt des Beckens gewählt. Alle Bemühungen, Brunnen und Park zu erhalten, wurden in den 80er Jahren durch mutwillige Zersörung zunichte gemacht.
  In den Jahren 2000 und 2001 wurde der Brunnen im Rahmen des Brunnen-Sanierungsprogrammes 2000 umfangreich saniert. Die Gesamtkosten hierfür betrugen 1,47 Mio. DM. In dieser Summe wurden neben der bautechnischen und künstlerischen Wiederherstellung auch die Instandsetzung aller wassertechnischen Anlagen, mit der gesamten Brunnen- und Umlauftechnik, einschließlich der notwendigen Sanierungsmaßnahmen für das Spiegelbecken berücksichtigt. Nur durch diese Gesamtmaßnahme konnte der Märchenbrunnen wieder mit Wasser betrieben werden.
  Im Rahmen der eben beschriebenen Brunnensanierung 2000/2001 wurde ein Kunst-am-Bau Wettbewerb ausgeschrieben. Ziel des Wettbewerbs war die Gestaltung von Figuren, die die ursprünglich vorhandenen Putten ersetzen sollten. Zur Ausführung kam der Entwurf von Frau Anna Bogouchevskaia. Sie entwickelte die Originalkonzeption in der ihr eigenen Formensprache weiter. Die 16 Bronzefiguren stellen Zitate aus Märchen und frei erfundene Szenen dar, die das historische Gesamtbild durch zeitgemäße Kunst ergänzen.


Quelle: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung    

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