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Kinderschutz in Neukölln - Mehr Kinderschutzmeldungen in Neukölln

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In Neukölln sind im Jahr 2015 deutlich mehr Meldungen über Kindeswohlgefährdungen eingegangen als 2014. Damit lagen nach einem starken Rückgang in 2013 im vergangenen Jahr fast genauso viele Meldungen vor wie im Jahr 2012. Über 85 Prozent der eingegangenen Meldungen waren begründet.

Von den 1337 Meldungen über eine vermutete Kindeswohlgefährdung lag bei 958 Fällen eine Gefährdung tatsächlich vor oder konnte nicht ausgeschlossen werden. In 180 Fällen konnte zwar eine bestehende Gefährdung ausgeschlossen werden, aber es wurde dennoch Hilfebedarf gesehen. Nur in 199 Fällen erwies sich die Meldung als unbegründet.

Die Meldungen über Kindeswohlgefährdungen verteilen sich ungleichmäßig über den Bezirk. Während aus den südlichen Ortsteilen im Jahr 2015 563 Meldungen (3,55 pro 1.000 Einwohner) eingingen, wurden im Norden 774 Meldungen bekannt (4,47 pro 1.000 Einwohner). Im Süden ist ein Anstieg um knapp 20 Prozent zu verzeichnen (2014: 472 Meldungen). Im Norden liegt der Anstieg bei 16 Prozent (2014: 667 Meldungen).

Über ein Drittel aller Meldungen bezieht sich auf Vernachlässigung (430 Meldungen) und körperliche (254 Meldungen) oder psychische Misshandlung (172 Meldungen). In 307 Fällen wurde Partnerschafts- oder Häusliche Gewalt als Gefährdungslage genannt. 202 Meldungen bezogen sich auf sogenanntes unverschuldetes Versagen, das meist eine Folge von Suchtmittelkonsum oder psychischen Erkrankungen darstellt. Da oft mehrere Ursachen für eine Gefährdung zusammenkommen, sind bei diesen Angaben Mehrfachnennungen möglich.

Jugendstadtrat Falko Liecke sieht sich durch diese Zahlen in seinen Forderungen nach mehr Kinderschutz bestätigt: „Eine abschließende Erklärung für die gestiegenen Meldezahlen gibt es zwar nicht. Aber die Vermutung liegt nahe, dass wir durch unsere Öffentlichkeitsarbeit und die besseren Strukturen durch unser Kinderschutzteam die Meldebereitschaft stark erhöht haben. Es ist ein positives Signal, dass solche Fälle gemeldet werden. Denn nur so kann den betroffenen Familien Hilfe angeboten werden. Die Zahlen zeigen aber auch, dass wir in Berlin weiter daran arbeiten müssen, dass Kinder sicher und gesund aufwachsen können. Mit der Einrichtung von Kinderschutzambulanzen ist ein erster wichtiger Schritt getan, um Kindeswohlgefährdungen noch früher zu erkennen. Die Erfahrung zeigt, dass es für die gesamte betroffene Familie besser ist, je früher wir helfen können. Durch die Kooperation mit den Eltern konnten wir in den meisten Fällen eine Inobhutnahme des Kindes vermeiden. Das war in 2015 nur in 73 Fällen erforderlich.“

Erst vor kurzem hat Falko Liecke einen Forderungskatalog für mehr Kinderschutz in Berlin vorgestellt. Er ist unter www.gesundes-neukoelln.de abrufbar.

BA Neukölln, 20.1.2016