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Karl-Marx-Platz in Neukölln

Stolpersteinverlegungen und Gedenken in Neukölln

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Am Samstag, den 9. September 2017, werden zwischen 9:00 und 10:30 Uhr insgesamt neun Stolpersteine durch den Künstler Gunter Demnig ins Straßenpflaster von Neukölln eingelassen und mit kleinen Gedenkfeiern begleitet. Bereits zwei Tage vorher, am 7.9, findet ab 10:00 Uhr an der Parchimer Allee 94 eine größere Gedenkfeier mit Vertretern der IG-Metall und Bildungsstadtrat Jan-Christopher Rämer zu Ehren des Widerstandskämpfers und Gewerkschafters Wienand Kaasch statt. Die Stolpersteine erinnern am letzten frei gewählten Wohnort an Neuköllner Jüdinnen und Juden, die während der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt und ermordet wurden.

Dieses Schicksal teilten auch der Buchhändler Kurt Bujakowski mit seiner Frau Dina und Tochter Stephanie. Erst nach Wien und darauf nach Paris emigriert, wurde die Familie im besetzten Frankreich vom Sammellager Drancy aus nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Ihre Stolpersteine werden am Weigandufer 30 zwischen 9:00-9:20 Uhr eingesetzt. Dem anderen Teil der Familie um den Gynäkologen Hans Adolf Bujakowsky glückte über Großbritannien die Flucht in die USA. Die Steine für ihn und seine Frau Augusta und Tochter Helga werden von 9:30-9:50 Uhr an der Karl-Marx-Straße 190 (damals Bergstr. 46) verlegt.

Von 9:55-10:10 Uhr wird durch die Verlegung an der Bürgerstr. 57a Samson Baruch Wurzel und seiner Tochter Anna Wurzel gedacht. Die Familie betrieb ein Tabakwarengeschäft in derselben Straße. 1943 wurde der über 80-jährige Vater mit dem 90. Alterstransport ins Ghetto Theresienstadt deportiert, wo er noch mehrere Monate überlebte aber schließlich 1944 dort umgebracht wurde. Anna wurde, nachdem sie kurze Zeit zur Untermiete im Scheunenviertel lebte, 1943 nach Auschwitz-Birkenau deportiert und kam dort unter ungeklärten Umständen ums Leben.

Es schließt sich der Kreis durch das Einbringen des Steins für Wienand Kaasch in der Zeit von 10:20-10:30 in der Parchimer Allee 94. Im August 1935 wurde Kaasch von der Gestapo nach einem illegalen Treffen mit anderen Widerstandskämpfern verhaftet. Im Januar 1945 erlag er den Haftbedingungen im Zuchthaus Luckau. Auch die Verlegung des Gedenksteins wird durch Redebeiträge begleitet und musikalisch umrahmt.

„Stolpersteine“ sind Erinnerungssteine für die ehemaligen jüdischen Nachbar*innen, für Akteur*innen des politischen Widerstands und andere Verfolgte und Ermordete des Naziregimes. Einen Stolperstein kann jeder stiften. 120 Euro ermöglichen die Herstellung und Verlegung eines Stolpersteines. Für den Bezirk Neukölln koordiniert das Museum Neukölln die Stolpersteinverlegungen.