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Ausstellungseröffnung "Typobau" in die Galerie im Körnerpark

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Freitag, 20. April 2012, 19 Uhr

Typobau – Rayan Abdullah, Schriftkünstler

Typobau – Ausstellung und Workshops der besonderen Art
21. April bis 28. Mai 2012

Dass der gebürtige Iraker Rayan Abdullah den Wettbewerb um eine Neugestaltung des deutschen Bundesadlers gewonnen hat, ist natürlich kein Zufall: Er, der sich selbst als Nomade, aber auch Brückenbauer zwischen der deutschen (preußischen) und der irakischen (gilt als Preußen Arabiens) Identität sieht, hat genau beobachtet und geforscht. Eigentlich hätte er gerne den Bundesadler als Corporate Design deutscher Corporate Identity aufgegeben – aber so weit wollten die Auftraggeber in der Bundesregierung dann doch nicht gehen.

Einer der führenden Corporate Design – Fachleute Deutschlands, Entwickler und Gestalter neuer arabischer Schriften, Spezialist für arabische Kalligrafie, begehrter Lehrer und Künstler in der Neuköllner Galerie? Ja, er tut dies sehr bewusst, denn es ist ihm, der als wissbegieriger junger Mann nach Berlin kam und sich sein Studium an der Kunsthochschule Berlin selbst erjobbte, absolut wichtig, dies insbesondere den jungen arabischstämmigen Berlinern zu vermitteln – dass es möglich ist, aus dem „Ghetto“ auszubrechen. Er will seine Ausstellung nutzen, um ihnen Mut zu machen, sich auf Ziele, auf Qualitätsbewusstsein, auf Kreativität einzulassen. Deshalb wird es auch ein umfassendes, sich an Jugendliche richtendes Begleitprogramm geben, an dem die UdK mitwirkt.

In der Ausstellung Typobau steht der Schriftkünstler im Mittelpunkt, auch wenn versucht wird, einen Überblick über sein gesamtes Arbeitsgebiet – von ungewöhnlichen Drucktechniken bis zur Produktdesignentwicklung im arabischen Kulturraum (MacDonald) und Plakaten gegen den Krieg im Irak – zu geben. Eigentlich ist sein Arbeitsmaterial durch eine überschaubare Anzahl von Zeichen abgesteckt – die Buchstaben der arabischen und der deutschen Schrift. Aber dieses vergleichsweise überschaubare Ausgangsmaterial entfaltet in Rayan Abdullahs Arbeiten eine unendlich reichhaltige Welt von Kalligrafie und Typografie in Arabisch und Latein, von künstlerischen Ausdrucksformen, Zeichensystemen, Informationsträgern und politischen Botschaften. Sie spielen mit dem Buchstaben als Zeichen- und Bedeutungsträger wie als Bild – so kann das A plötzlich zum Ölbohrturm werden, Mikrostrukturen zu Nanonetzen in seinen Lichtdrucken. Seine Arbeiten bilden eine Schnittmenge mit Corporate Identity, Corporate Design und Markenbildung, sie haben mit visuellen Phänomenen ebenso zu tun wie mit gesellschaftlichen und informationellen.
Hier führt auch noch ein zweiter Link nach Neukölln: Als langjähriger Vorsitzender des Arabischen Kulturinstituts (AKI) hat er als dessen immaterielle Stiftungseinlage für die Bürgerstiftung Neukölln das gesamte Erscheinungsbild entworfen und betreut es ehrenamtlich bis heute.

Rayan Abdullah. Der 1957 in Mossul geborene, durch Ausbildung (Meisterschüler, Thema: Entwicklung und Gestaltung neuer arabischer Schriften) und erste Berufspraxis bei MetaDesign Berlin eng verbunden, ist heute Professor für Typografie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig sowie Gründungsdekan an der Design-Fakultät der Deutschen Universität in Kairo. Seine große Kunst liegt in der Reduktion auf das Wesentliche. Dies lehrt er mit großer Begeisterung seine Studenten. Die ungewöhnliche Ausstellung ermöglicht einen Blick hinter Wahrnehmungskulissen.

Anmeldung zu Workshops: 030-5682-1545, Informationen zur Ausstellung: 030-902392431
Weitere Informationen über Rayan Abdullah: http://www.rayan.de

Der Körnerpark im Internet