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Mitarbeiter der Bürgerämter verhöhnt – Neuköllner Bezirksstadtrat sieht Betriebsfrieden in Gefahr

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Falko Liecke, Bezirksstadtrat für Bürgerdienste und Gesundheit in Neukölln:

„Meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Bürgerämtern sind wirklich aufgebracht. Da wird ihnen vorgeworfen, dass angeblich zu viele während der Schulferien-Zeit Urlaub machen. Dabei betrifft das, obendrein zeitversetzt, gerade mal ein Viertel der dort Beschäftigten, die wegen ihrer schulpflichtigen Kinder auch gar nicht anders können. Sollen die auf ihren Urlaub verzichten oder Eltern und Kinder getrennt Urlaub machen? Wer mal eine Schicht in einem Neuköllner Bürgeramt gemacht hat, weiß unter welchem Stress in ständigem Kontakt mit zum Teil nicht gerade pflegeleichten Kunden meine Leute dort stehen. Die brauchen dringend ihren Urlaub.

Auch der oft mitschwingende Vorwurf, der Krankenstand in den Bürgerämtern sei zu hoch, ist grob unfair. Man schaue sich einmal den Altersdurchschnitt in den Ämtern an. Es ist doch ganz klar, dass Ältere bei hohem Druck eher einmal ausfallen als Jüngere. Insgesamt vergreist die Berliner Verwaltung zusehends. Dabei bilden wir mit großem Einsatz junge Leute für den Verwaltungsdienst aus, aber die dürfen wir in der Regel nur kurzzeitig befristet übernehmen. Danach stehen sie auf der Straße und der Altersdurchschnitt steigt weiter.

Insgesamt ist die Darstellung, dass die Beamten und Angestellten im Öffentlichen Dienst einfach zu unflexibel seien, einfach nur populistisch, weil sie ein gern gepflegtes Klischee bedient, das schon lange nicht mehr stimmt. Damit wird von der Tatsache abgelenkt, dass es auf Landesebene einfach kein durchdachtes Haushaltskonzept gibt. Natürlich muss gespart werden, aber doch nicht bei der Befriedigung der elementaren Bedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger, die mit ihren Steuern ja immerhin das Geld geben.

Außerdem darf ein Arbeitgeber mit seinen engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern so nicht umgehen. Wenn die Kollegen im Bürgeramt, nachdem sie zum Teil bis um neun Uhr abends, also weit über das offizielle Dienstende hinaus, echten Dienst für die Bürger geleistet haben, nach Hause kommen und dort in der Spät-Abendschau sehen und hören müssen, dass sie angeblich zu unflexibel sind, gefährdet das tatsächlich den Betriebsfrieden in den Bürgerämtern.“

BA Neukölln, 20.7.2011